Inhalt
Datum: 14.05.2025

„Demokratie lebt vom Mitmachen“

Ein Rückblick auf den Vortrag von Karl Graf Stauffenberg im Schulzentrum Otterndorf

Am 7. Mai 2025 – 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – hatte das Medienzentrum des Landkreises Cuxhaven gemeinsam mit dem Schulzentrum Otterndorf die besondere Gelegenheit, Karl Graf Stauffenberg, Enkel des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, als Redner begrüßen zu dürfen. Eingeladen waren die 10. Klassen der Hauptschule, Realschule und des Gymnasiums Otterndorf. 

In einem ebenso persönlichen wie gesellschaftlich relevanten Vortrag schlug Karl Graf Stauffenberg eine Brücke zwischen der Geschichte seines Großvaters und den aktuellen Herausforderungen unserer Zeit. 

Verantwortung aus Geschichte
Ohne seinen Großvater zu glorifizieren, zeichnete Stauffenberg die Motive und Umstände nach, die sowohl zum Aufstieg der Nationalsozialismus, die anfängliche Begeisterung seines Großvaters für die Bewegung als auch zum späteren Umdenken und Attentatsversuch auf Hitler im Jahr 1944 führten. Dabei wurde deutlich, dass die Erinnerung an historische Ereignisse zum Denken und Handeln ermutigen kann, wenn sie in Bezug zur Gegenwart gesetzt wird.

Mit klarer Haltung sprach er über Demokratie als lebendiges Projekt, das täglicher Pflege, Verständnisses und Beteiligung bedarf. Die Schülerinnen und Schüler begegneten ihm mit großer Aufmerksamkeit und echtem Interesse. Besonders eindrücklich war sein Appell: „Ihr dürft sagen, was ihr wollt“ – eine Erinnerung daran, dass Meinungsfreiheit keine Selbstverständlichkeit, sondern ein hart errungenes Gut ist.


Medienmacht damals und heute
Ein weiterer Aspekt des Vortrags war der vergleichende Blick auf Medienrealitäten im Nationalsozialismus und heute. Karl Graf Stauffenberg erinnerte daran, wie das damals neuartige Massenmedium des Radios im Dritten Reich als Propagandainstrument zur gezielten Meinungslenkung eingesetzt wurde.

Heute, so seine Warnung, seien es oft soziale Medien, die gezielt mit Desinformation, Fake News und emotionalisierter Sprache Unsicherheit erzeugten. Der kritische Umgang mit Medien – ihr Verständnis, ihre Einordnung und ihre Wirkung – sei damit eine der zentralen Aufgaben politischer Bildung.

Als Medienzentrum sehen wir hierin einen unmittelbaren Bezug zu unserer täglichen Arbeit: Medienkompetenz ist Demokratieförderung. Sie befähigt junge Menschen, zu hinterfragen, zu durchschauen – und sich selbstbestimmt eine fundierte Meinung zu bilden.


Dialog und Wirkung
Der Austausch mit den Jugendlichen war offen, respektvoll und lebendig. Karl Graf Stauffenberg nahm sich während und nach der Veranstaltung Zeit für Fragen, stellte Gegenfragen, ließ Raum für unterschiedliche Perspektiven. Der Applaus am Ende des Vormittags war nicht nur Ausdruck von Zustimmung, sondern auch von Dankbarkeit für eine Begegnung, die zum Weiterdenken anregt.


Für das Medienzentrum Cuxhaven war diese Veranstaltung daher mehr als nur ein Vortrag: Sie war ein Beitrag zur demokratischen Bewusstseinsbildung. Dass dabei auch die kritische Auseinandersetzung mit medialer Macht und Manipulation einen Raum bekam, unterstreicht die Relevanz solcher Veranstaltungen in einer sich wandelnden Mediengesellschaft.

Wir danken Karl Graf Stauffenberg herzlich für seine klare Stimme und dem Schulzentrum Otterndorf für die gelungene Kooperation.